Archiv der Kategorie: Soundtrack

The Baseballs – Strike!

Tolle Tolle: Erstschlag und gleich ein Homerun von den Baseballs. Mit ihrem heißkaltem Debüt Strike! rocken Sam, Digger und Basti Schland-Land und Skandinavien. Am Freitag geht das Trio auf dem Münchner Tollwood ins nächste Inning.

Voc’n’roll hot’n’cold

Getroffen haben sich die Jungs eher zufällig. Ob es nun in der Teeküche eines Studios oder im siffigen Leergutlager eines Probenbunkers war, ist nicht genau verbürgt. Sicher ist hingegen, dass die Zusammenkunft stattfand. Bereits auf den ersten Blick merkten alle drei, wir haben was gemeinsam. Haarpracht, Gürtelschnalle und Sideburns legen einen ähnlichen Musikgeschmack nahe. Elvis, Jerry Lee Lewis und Buddy Holly sind dann auch bald als Vorbilder ausgemacht. Aus einem versehentlichen Bandcasting wird so das Triumvirat, das unter dem Namen The Baseballs reinen Voc’n’roll in den Äther presst. Mit feinsten Rock’n’roll-Coverversionen großartiger Popmelodeien und -gesänge bringt das Trio die Booties zum shaken. „Beim Hüftschwung darf der orthopädische Aspekt nicht vernachlässigt werden. Stetiges Kreisen des Beckens reduziert, die Notwendigkeit künstlicher Hüftgelenke“, hebt der Facharzt für Gelenkverenkungen Sven ‚Sam‘ Budja auf der Homepage der Baseballs hervor.

Linksdrehende Musikkulturen

„Verrollt“ haben die Baseballs auf ihrem Erstling eine kleine, ausgesuchte Auswahl zeitgenössischen Liedguts – von Rhiannas Umbrella über Miss Perrys Hot’n’Cold bis hin zu Mr. Williams Angel und last not least Roxettes The Look. „Wir nehmen gute Songs und führen sie ihrer wahren Bestimmung zu“, so die Bandmitglieder einhellig. Dafür werden die Stücke einmal um sich selbst und die Pophistorie geschraubt, bis sie sich schwungvoll in die goldene Epoche des Rockabilly kreiseln. Das gelang den drei Tolle-Trägern so prächtig, dass sie bei den ECHOs 2010 als beste Newcommer national ausgezeichnet wurden. Zurecht, wie sich anschauen lässt:

Leaving Las Vegas, walking in Memphis

Seit Ende letztes Jahr rollen und rocken die Baseballs nun schon durch die heimische Musikanlage. Nun geben sie sich alsbald die Ehre an der Isar. …denn sie wissen nicht, was sie tun. Mit dem Tolle-Trio scheint eine schleichende Rockwelle vorerst zu kulminieren. Nachdem dem Rockabilly mit seiner Symbolfigur Elvis the Pelvis und dem Man in Black Ende der 50er Jahre der Hüftschwung ausgegangen war…

Von Cash zu trash…

…inspirierte der Rhythmus zwar zahlreiche Künstler und Bands von den Beatles bis zu den Stones. Jedoch gewann der Surfin‘ Bird für einige Zeit die Oberhand:

Mama, der Mann mit dem Müll ist da.

Sag ihm, wir brauchen nichts!

Die Trashmen übernahmen. Erstmals stellte eine Band sogar auf ihren Plattencovern die Zugehörigkeit zum White Trash deutlich heraus. Ihr Name ist einem regionalen Rockabilly-Gassenhauer entnommen, dem Trashman’s Blues. Drei Erfolgsjahre haben die Müllmänner und räumen in kleinen amerikanischen Clubs ordentlich ab. Mit immer neuen Variationen knüpfen sie an den Erfolg Surfin‘ Bird an, z. B. mit Bird Bath, Bird Dance Beat oder Bird 65. Sie treten das Surfin’Bird-Fieber los – da sind sie und selbst ihre Plattenfirma platt. Bald ist die Herrlichkeit jedoch vorbei und Beat und Rock treten aufs Tableau.

..bis zu The Clash

Ohne sein Leben auszuhauchen verschwindet der Rockabilly für fast 20 Jahre. Mitte der Siebziger geht es wieder ein wenig aufwärts und gegen Ende des Jahrzehnts experimentieren einige Rock-Bands mit Attitüde und Klang des Rockabilly:

The Clash nutzen die Rückbesinnung auf die Ursprünge der Rebellion zur stilprägenden Selbstbestimmung, die gar auf dem Cover ihres Jahrhundertwerks prangt.

London Calling

Im Sog der Wiederbelebung entwickeln sich in Europa und Japan und etwas schwächer in den USA während der 80er Jahre vitale Rockabilly-Gemeinden. Die Nähe zur Rebellion bringt einige Unterstile wie Punkabilly und Psychobilly hervor. Epocheprägender Erfolg wie in den 50er Jahren bleibt der Musikrichtung aber verwehrt. Die Szene entwickelt sich unterhalb des Radars von Mainstream und Major-Labels.

Stranger than fiction

Die 90er sind das Jahrzehnt des Revivals: Schlaghosen kommen zurück und mit ihnen Flower-Power und die Bands der 60er und 70er Jahre. Am wenigsten verwerflich ist noch der Rückgriff auf Beatles und Stones, wohingegen The Rubetts und Mango Jerry als Strafe für Missetaten der Vergangenheit gelten können. Immerhin schafft es auch der Rockabilly zurück in das Bewusstsein einer breiteren Masse: Zwar dürfen Anklänge wie Ghetto people feat. L-Viz – In The Ghetto getrost als Fehltritt gewertet werden. Aber Mr. Tarantinos Anstalten das Genre zurück auf die Tagesordnung zu heben lassen sich sehen – schließlich greift er sich einen der Klassiker der Zunft heraus:

Leader of the pack

Nachdem in der Dekade vor der Jahrtausendwende Tolle und Pomade nicht nur im Friseur- sonder auch im Popsalon auf ein Neues gesellschaftsfähig waren, brachte das neue Jahrtausend einige Versuche den Rockabilly-Style wieder im Mainstream zu verankern. Rein optisch kümmert sich seit einiger Zeit Miss Teese um adäquaten Bettie-Page-Ersatz und die Wiederbelebung der Burlesque. Seit den 2000er Jahren und einer Liaison mit Mr. Manson mit stetigem Erfolg: E-kulturell bricht sich die Sache Bahn in Mathieu Amalrics aktuellen Film Tournée. Musikalisch mussten The Flames und Dick Brave and the Backbeats als erst Anker für die breite Masse herhalten.

Last inning?

Nun, aktuellste Anstrengungen Rockabilly erneut einem größeren Publikum schmackhaft zu machen, unternehmen The Baseballs. Bis auf Platz sechs der deutschen Album-Charts sind sie geklettert. In Skandinavien gings noch weiter: Platz 1 in Finnland, Schweden und Norwegen. Schön ist, dass gleichsam Milieu und Ausdruck des Rockabilly wieder in den Fokus rücken – von Hot Rods über Mode bis hin zu Filmen.

Be a rebel without a cause!

mc

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Es kam über die Jahre…

No plans for final day?

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Y todo el pueblo cantó Marado, Marado

D10S!

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Back to the future

Nun, es gehört zum guten Brauch des sozialen Netzes, dass es Elefanten nicht ganz unähnlich nur Weniges vergisst. Wäre dem nicht so, sondern eher wie zum Beispiel Orwell es beschrieb in 1984, – aus dem Auge, aus dem Sinn – dann stünde hier nicht die Revision einer vor einiger Zeit kundgetanen Meinung:

Persönlich sei angemerkt, dass mir zunächst die Jungs von Muse am wenigsten Zusagen – nicht desto trotz verdienen sie hier Erwähnung. (Archiv)

Der kürzliche Griff ins Plattenregal des freundlichen Fachhändlers um die Ecke, drängte postwendend zum Halswenden. Bin ein Fähnlein im Wind, und der drückt beim angesprochenen Machwerk mächtig in eine andere Richtung. Widerstand zwecklos!

Muse – The Resistance

Umzu verstehen, was sich Matt Bellamy und Konsorten bei diesem elegischem Opus gedacht habe, müssen wir Zurück in die Zeit, in der wir nur die Aufgabe hatten, zu unserer Zunkunft zurückzukehren: Mitte der 80er. Die Eiserne in Downingstreet No. 10, am Himmel drohte saurer Niederschlag, Fallout brezzelte aus Richtung Osten und die Welt rüstete für ihren Untergang. Nicht zum Trotz, sondern vielmehr aufgrund brach sich zügelloser Hedonismus an der Mauerstraße und in der Popwelt Bahn. Die größten Konzerte, die meisten Zuhörer, Tage, Nächte hinternander ausverkauft. Rockmusik wie Mozart sie geschrieben hätte. Eine ihrer Prophetinnen war die Band Queen. Mit bombastischen Sounds zeigten sie wo der Hammer hängt. Schließlich musste es ja weiter gehn. Weiterlesen

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gegenreden, fürsprechen

beim schreiben kommt der appetit. was eine kurze replik werden sollte, wurde ein langer solo-ritt durch das weite land der musen. nebenpfade, unsicheres terrain und tiefe schluchten durchqueren wir entlang großer werke und vergessener meister aus kunst, film und musik.

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Wenn Können und Gelegenheit zusammenprallen

Sommer ’79: Punk ist tot. The Clash quicklebendig. Sie haben ihr Genre verloren, gehören keiner aktuellen Szene an. New Wave und der ganze andere Kram interessieren sie nicht die Bohne. Stattdessen streben sie nach den Quellen des Rebel Yell: Jamaika, Reggae, Rockabilly, die 50er und alles was sonst noch auf Krawall gebürstet ist. Am Ende einer wenige Wochen dauernden Aufnahmesession in den Wessex Studios steht nicht weniger als die epochale Doppelscheibe London Calling. Weiterlesen

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When we were young part I

Waren die Neunziger wirklich so scheiße? Ja.

Wie anders soll dieses Jahrzehnt bewertet werden: Das mit dem Bersten des Eisernen Vorhangs, dem Gewinn der Weltmeisterschaft und der Wiedervereinigung zwar verheißungsvoll begann, im Weiteren  aber weniger erfreulich verlief. Blühende Versprechen hinterließen Mondlandschaften, Kaiser irrten und hinterm Schleier aus Stahl, Beton und Maschendraht wartete eine arg bleierne Zeit:

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2010, Ihr werdet es schon sehen

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Time has come

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Schwarz weiß denken

Das sorgt zumindest für die nötigen Kontraste. Stilvoll schaut’s allemal aus. Fünf farblose Meisterwerke:

5. Alainis Morisette – Hand in my pocket

Die zweite Single-Auskopplung des Albums Jagged Little Pill, das jeder vernünftige Mensch im Regal hat, schaffte 1995 den Sprung auf Nummer 1 in Kanada, Platz 15 der U.S. Billboard Hot 100 Airplay und die Pole Position in den U.S. Billboard Modern Rock Tracks. Gedreht wurde das ganze von Mark Kohr, der exzessiv Slomo einsetzt, um Miss Morissette ins rechte Licht zurücken. Das der Mann auch schneller und in Farbe kann, zeigt er unter anderem in seinen drei Videos eines DER anderen Alben der 90er: Basket Case, Longview und When I come around. Arbeiten für Cake und No Doubt runden das Ouvre ab. Weiterlesen

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